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Konzeption zum Wohnheim für sozial Schwache
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Haus „Sophie“


Präambel
1. Ausgangslage
2. Zielsetzung
3. Organisation
4. Technische Durchführung

Präambel

Ein wesentlicher Gedanke zur Gründung des Merkur e.V. beinhaltete die Sorge um den obdachlosen Menschen, seiner menschenwürdigen Unterbringung und der damit im Zusammenhang stehenden umfangreichen Probleme.

Ludwig Muratori, ein evangelischer Priester, verfaßte 1783 sein Werk „Gedanken über die Ab-schaffung des Bettelns und Verpflegung der Armen“. Er führte aus: „...daß ein jeder Ort der Stadt seine Arme unterhalten und nicht weggeben soll, daß es an fremde Oerter betteln gehen.“ Wie eine Aufforderung klingen Muratoris Worte, daß es „ein erquickender Anblick wäre es sehen, wie jeder Ort sich bemüht seine Arme zu unterhalten.“

Die von der Sozialsenatorin Ingrid Stahmer im Jahre 1995 vorgelegte Senatsstudie zur sozialen Lage in der Hauptstadt verdeutlichte, daß Armut in Berlin jung ist. 42 % aller Sozialhilfeempfän-ger im Westteil und 25 % im Ostteil der Stadt sind jünger als 25 Jahre. Die Arbeitslosenquote liegt in Berlin bei 13,7 % und stellt damit das größte soziale Problem dar. Eine zunehmende Überschuldung einer Vielzahl von Haushalten, Mieterhöhungen, und das Auslaufen des besonde-ren Kündigungsschutzes für Wohnraum können zum Verlust des eigenen Wohnraums führen. Im zweiten Quartal 1995 waren 8167 Personen ohne Obdach in Berlin. Davon wurden ca. 2300 in den östlichen Bezirken untergebracht. Durch unterschiedliche Maßnahmen im Rahmen der so-zialen Wohnhilfe konnten diese Menschen in Pensionen, Heimen oder betreuten Wohnobjekten untergebracht werden.

Allein im Wohnbezirk Hohenschönhausen von Berlin hatten im zweiten Quartal 1999 ca. 70 Haushalte Mietschulden, welche nicht selten zu Wohnungsräumungen und somit zur Obdachlo-sigkeit führte!


1. Ausgangslage

Das Gebäude liegt am äußersten Rand eines Gewerbegebietes in der Wollenberger Straße.

Es handelt sich um ein fünfgeschossiges Gebäude in Plattenbauweise. Das dazugehörige Gelände wurde ordnungsgemäß umzäunt.
Das Gebäude wird über Fernwärme geheizt. Insgesamt stehen 3.500 m_ Nutzfläche zur Verfü-gung, pro Etage 700 m_ (inklusive aller Nebenflächen). Eine Freifläche von ca.2.500 m_ steht ebenfalls zur Verfügung. Diese wurde hauptsächlich als Grünfläche gestaltet und bietet Raum zur Bewegung und zum individuellen Aufenthalt im Freien.

2. Zielsetzung

Das Objekt wird als Wohnheim für sozial Schwache, wohnungslose Menschen mit sozialer Betreuung genutzt, sowohl für Familien mit Kindern, Alleinstehende mit Kindern, Ehepaare, als auch Einzelpersonen, welche von den zuständigen Ämtern zugewiesen werden. Spezielle Zielgruppen sollen vor allem Familien und Alleinstehende mit Kindern sein, die erst am Beginn des sozialen Abstiegs stehen.

Menschen, die ihr Obdach verlieren, vor allem, wenn es das erste Mal ist, sind auf besondere Unterstützung, Hilfe und Beratung angewiesen. Dabei sollen die Betroffenen motiviert und akti-viert werden, trotz ihrer derzeitigen Situation, ihre Probleme mit Hilfe von Sozialarbeitern selbst in die Hand zu nehmen, um ihr Leben wieder eigenständig zu bewältigen.

Besondere Aufmerksamkeit gilt den zu betreuenden Kindern und der damit im Zusammenhang stehenden zielgerichteten Einflußnahme auf Bildungs- und Erziehungsbereiche, wobei hier der Zusammenarbeit mit den Schulen spezielle Aufmerksamkeit gewidmet werden soll.

Der Merkur e.V. Berlin für soziale Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, nicht einfach nur für eine ordentliche Unterkunft zu sorgen, sondern die betroffenen Menschen wieder in die Lage zu ver-setzen, ihre persönlichen Angelegenheiten selbst regeln zu können, angefangen mit Körperhygie-ne, Ordnung und Sauberkeit im Wohnbereich, das Sich – einordnen - können in eine Wohnge-meinschaft, den Umgang mit Geld, Erziehung und Umgang mit den Kindern, Schriftverkehr mit Ämtern und Behörden, der oft ein großes Problem darstellt, bis hin zur Hilfe bei der Suche nach einer neuen Wohnung, kurz gesagt, ihre Resozialisierung zu erreichen.

Um diese Zielstellung auch erreichen zu können, wird mit dem zuständigen Sozialamt Lichten-berg auf engste Weise zusammengearbeitet, sowie dessen Anleitung und Hilfe für die Arbeit mit den wohnungslosen Menschen gesucht. Dazu werden auch Möglichkeiten der direkten Einfluß-nahme auf die Tätigkeit des Hauses durch das Sozialamt Lichtenberg zum Zwecke einer qualifi-zierten Zusammenarbeit geschaffen. Denkbar ist auch die Teilnahme der SozialarbetreuInnen an Schulungen des Sozialamts Lichtenberg. Im weiteren werden durch die SozialbetreuerInnen zu den verschiedensten Institutionen und Bereichen Arbeitsbeziehungen im Interesse der Bewohner hergestellt und intensiviert.

Zu folgenden Fachbereichen werden intensive Kontakte unterhalten:

- Landesamt für soziale Aufgaben
- die sozialen Wohnhilfen der einzelnen Bezirksämter (Sozialarbeiter/Sachbearbeiter)
- Jugendamt (Familienfürsorge), Kitaeinweisungsstelle, Jugendgerichtshilfe
- Gesundheitsamt (Sozialpsychiatrischer Dienst, Jugendgesundheitsdienst, Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst, Beratungsstelle für Alkohol- und Suchtkranke)
- Abteilung Bildung und Sport (Schulverwaltung)
- Wohnungsämter sowie Wohnungs- und Grundstücksverwaltungen
- verschiedene Fachärzte, Beratungsstellen, Krankenkassen
- psycho - soziale Arbeitsgruppe (PSAG)
- gemeinnützige Vereine, soziale Projekte
- Schuldnerberatungen
- Amtsgerichte, Staatsanwaltschaft, Polizeibehörde, Rechtsanwälte.
(siehe hierzu auch die beigefügte Übersicht)

Es werden weiterhin folgende Dienstleistungen angeboten:

- hygienische Erstausstattung bei mittellosen Neuzugängen ;
- Gewährleistung einer kurzfristigen Notversorgung (bis zu 3 Tage) mit Lebensmitteln etc. an
Betroffene, die erst in den Sozialhilfebezug geführt werden müssen;
- Ausstattung mit gut erhaltener Bekleidung, Hausrat, Spielzeug, auch mal mit Möbeln aus solidem Spendenaufkommen (soweit vorhanden), welches von uns entsprechend den Möglichkeiten organisiert wird;
- kostenlose Nutzung von Waschmaschinen und Trocknern;
- Unterstützung beim Schriftverkehr mit Behörden und Institutionen durch die Sozialbetreuer;
- Fahrdienstleistungen u.a. zu Fachärzten und Beratungsstellen für Behinderte, Kranke, Familien mit Kleinkindern.


Die bestehende Hausordnung verbietet die Einbringung von hochprozentigem Alkohol in das Haus. Außerdem soll darauf eingewirkt werden, daß sich der Alkoholmißbrauch bei den betref-fenden Personen verringert, mit dem Ziel, eine Abstinenzmotivation bzw. Therapiebereitschaft zu entwickeln.
Das eigene Café im Hause, welches von Bewohner für Bewohner betrieben wird, soll den Ge-meinschaftssinn erhalten bzw. bei bereits vereinsamten Personen diesen wieder wecken. Hierzu sind im Café eingesetzte Bewohner angehalten, einen maßvollen Alkoholgenuß zu gewährleisten.

Darüber hinaus werden in zwei Etagen auch Menschen betreut, die auf Grund ihres Vorlebens, der Suchtproblematik und ihres Krankheitsbildes über deutliche Persönlichkeitsdefiziete verfü-gen. Ihre Urteils - u. Kritikfähigkeit, die Gedächtnisleistungen und das Orientierungsvermögen sind oftmals erheblich reduziert. In diesen Fällen erfolgt im Einvernehmen mit dem zu Betreuen-den die Anregung einer Amtsbetreuung.

In der Nähe des Gebäudes befinden sich Schulen, Kindertagesstätten und Einkaufsmöglichkeiten, so daß die Betreuung der Kinder und die Versorgung der Bewohner kein Problem darstellen. Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist gewährleistet. Ca. 100 m vor dem Haus befindet sich eine Straßenbahnhaltestelle.


3. Organisation

Der Träger des Projektes ist der eingetragene, gemeinnützige und als mildtätig eingestufte Verein - "Merkur" e.V. Berlin für soziale Arbeit , korporatives Mitglied im Arbeiter – Samariter – Bund Deutschland.

In jeder Etage befinden sich Damen- und Herrentoiletten in ausreichender Anzahl. Die Duschen wurden den aktuellen Erfordernissen nach entsprechend umgestaltet.
Im Erdgeschoß befindet sich eine Kleiderkammer, 5 Büros für die SozialbetreuerInnen und der Leitung des Hauses. 1 größerer Raum wurde für die Unterstellung von jeweils 5 Waschmaschinen und 5 Trocknern zur Benutzung durch die Bewohner bereitgestellt.

Hinter dem Haus gibt es auf einem Teil der Freifläche ein kleiner Kinderspielplatz mit Spielgerä-ten.

Uns stehen insgesamt 78 Unterkunftsräume + 1 (Notübernachtung), auf vier Etagen zur Verfügung. Im Einzelnen sind das drei Appartements –, 16 Einzel -, 42 Doppel -, 19 Dreibett - und 1 Vierbettzimmer für insgesamt 167 Personen. Die Flure sind sehr großzügig und übersichtlich gestaltet. Die Unterkunftsräume sind groß und hell und entsprechen den vorgeschriebenen Richt-linien des Senats, bezogen auf die Größe und Ausgestaltung.

Um Ordnung und Sicherheit garantieren zu können, gibt es Bewachung rund um die Uhr.
Durch Schaffung von drei Behindertenarbeitsplätzen im Wachbereich, kam es über Fördermaß-nahmen der Hauptfürsorgestelle zur Finanzierung einer Kamera - und Videoanlage für unser Haus. Damit wurden wir in die Lage versetzt, im Außen - als auch Flurbereich des Hauses dem Sicherheitsbedürfnis unserer Bewohner besser Rechnung tragen zu können. Gleichfalls wurde eine elektronische Rauchmeldeanlage in alle Räume des Hauses installiert.

Für die Hygiene und Sauberkeit in den Fluren, Sanitärbereichen, Treppenhäusern etc. sorgen sich 2 Reinigungskräfte.

Zum Personalbestand des Hauses „Sophie“ gehören weiterhin:

1 Leiter, 4 SozialbetreuerInnen, 1 pflegerische Hilfskraft, 1 Hauswart und 4 Mitarbeiter im Sicherheits – und Betreuungsdienst (davon sind fünf Behindertenarbeitsplätze)

Unser Tagessatz beläuft sich bei den Mehrbettzimmern (einschließlich der Appartements), auf 15,34 € und für die Einzelzimmer auf 23,00 €.

4. Technische Durchführung

Zwischen dem Trägerverein und dem Vermieter wurde ein Pachtvertrag für 10 Jahre mit einer Option für weitere 5 Jahre für das oben genannte Objekt abgeschlossen.

April-2005


LANDESAMT FÜR SOZIALE AUFGABEN
Bezirksamt Lichtenberg von Berlin und andere Bezirksämter
Sozialamt
Wohnungsamt HSH
Gesundheitsamt
sozialpsychiatrischer Dienst, JGD, kinder- u. jugendpsychiatrischer Dienst, Beratungsstelle für Alkohol- und Suchtkranke
Amt IV/Soziale Wohnhilfe
Amt III
Jugendamt
(FAFU) Kitaeinweisung, Jugendgerichtshilfe
PSAG
Abteilung Bildung u. Sport
(Schulverwaltung)
Schuldnerberatung
"Julateg" e.V.
Merkur e.V Berlin Haus „Sophie“
gemeinnützige Vereine/soziale Projekte
(Spendenvergabestellen)
Fachärzte, Beratungsstellen, Krankenkas-sen
(u.a. Straffälligenbewährungshilfe)
Rechtsanwälte
Staatsanwaltschaft
Amtsgericht
Polizeibehörde

„Wir möchten jedem Menschen das Gefühl geben, Du bist willkommen.“

Zitat: Mutter Teresa

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